Blues-Gitarre
Die Gitarre ist
wahrscheinlich nicht nur das volksmusikalisch verbreiteste
Instrument,
sondern auch einer der vielen Faktoren, die den Charakter des Blues
bestimmen.
Ihre Geschichte läßt sich heute bis in das 13. Jahrhundert
zurückverfolgen, als die Mauren sie in Spanien einführten. Von
dort aus verbreitete sich die »Guitarra« schnell nach
Europa. Im Jahre 1833 reiste der deutsche Gitarrenbauer C.F. Martin
in
die USA, doch sein Konkurrent Orville Gibson überflügelte ihn
bald in der Produktion. Seit dem Jahr 1894 wurde die große Gibson
hergestellt. Doch auch durch Eigenbau und Postversand erlangte das
Instrument sehr rasch eine große Popularität und löste
bald die gängigen Instrumente Banjo und Fiedel in der Beliebtheit
ab.
Während es nur wenige große Blues-Sänger gab, die
anstelle einer Gitarre das Banjo als Begleitinstrument benutzten,
wuchs
die Bedeutung der Gitarre stetig. Da diese Musizierweise wesentlich
vom
Gesang bestimmt war, sollte auch das Instrument möglichst flexibel
auf diese stimmlichen Effekte eingehen können.
Verschiedenste Gitarrentechniken wurden erarbeitet. So das schon auf
dem Banjo praktizierte Umstimmen der sogenannten »offenen
Seiten« in höhere oder tiefere Akkorde, welches verschiedene
Tonlagen ermöglichte. Es genügte oftmals auch das Umstimmen
einer einzigen Seite, welche die Gitarrenspieler individuell
verschieden
nutzten, um dann selbst in eigentümliche Stimmlagen zu verfallen.
Diese Stimmtechniken wurden mit speziellen Namen versehen, etwa
»Spanish« oder »Hi-wanna«.
Eine andere Spielweise wurde durch den Gebrauch eines Messers
bewirkt,
dessen Klinge über die Seiten geschoben wurde und auf dem
Instrument jammernde Töne produzierte, die den Schreien eines
Menschen nicht unähnlich klangen. Andere Musiker erzielten den
gleichen Effekt durch das Benutzen von polierten Knochen, die beim
Spielen auf den Finger gesteckt wurden. Auch die Bottleneck-Technik,
dass Benutzen eines Flaschenhalses, der über den kleinen Finger
gestülpt an den Seiten entlangglitt, wurde bald zu einer beliebten
Spielweise. Die Blues-Sänger Son House, Robert Johnson aus dem
Mississippi-Delta und Elmore James sowie Muddy Waters im späteren
Chicago-Blues zählen hier zu den interessantesten und wichtigsten
Vertretern. Die seit dem ersten Exemplar 1925 von John Dopyera
fabrizierte »Dobro«, die »National Steel
Guitar«, und auch die später vorwiegend in der Country Music
verwendete »Pedal Steel Guitar« wurden zu klassischen
Bottleneck-Gitarren.
In Shreveport und West-Louisiana entwickelten Musiker wie Kokomo
Arnold
unterdessen eine Technik, bei der die Gitarre flach über die Knie
gelegt wurde. Durch die schnelle Slide- oder Zupftechnik entstanden
kurze Schauer von klagenden oder singenden Tonfolgen. Die besondere
art
des »Finger Picking« beherrschten Meister wie Big Bill
Broonzy und Brownie McGhee, die damit den »Folk-Blues«, also
jene am deutlichsten von den afro-amerikanischen Ursprüngen
entfernte Stilrichtung, kreierten.
Nachdem die Gitarre unter den Blues-Musikern zu einem begehrten und
beliebten Instrument geworden war, wurde sie auch in der Country
Music
immer häufiger zum Einsatz gebracht.