Biographie - Willie Dixon

Willie Dixon und Muddy Waters haben mehr für den Chicago Blues der Nachkriegszeit getan als alle anderen Künstler. Waters’ erfolgreiche Klassiker wie „Hoochie Coochie Man“ und „I Just Want To Make Love To You“ wurden von Dixon komponiert. Er schrieb Klassiker wie Howlin’ Wolfs „Evil“, „Spoonful“, „I Ain’t Superstitious“, „Little Red Rooster“ und „Back Door Man“ ebenso wie Little Walters „My Babe“ und Sonny Boy Williamsons (Rice Miller) „Bring It On Home“.

Dixon sorgte auch für die Verbindung zwischen dem Blues und Rock & Roll. In den 50er Jahren spielte er auf vielen Aufnahmen Chuck Berrys mit und in den 60ern wurden viele seiner besten Songs von britischen und amerikanischen Blues Rock-Bands interpretiert. Cream („Spoonful“), Led Zeppelin („I Can’t Quit You Baby“ und “You Shook Me”) und die Doors (“Back Door Man”) waren nur einige Rockgruppen, die Willie Dixons Kompositionen aufnahmen.

Dixon war einer der effektivsten und respektiertesten Botschafter des Blues. Um einiges von seinem Erfolg an die Musik zurückzugeben, gründete er 1982 mit Geldmitteln aus den Tantiemen seines Song-Katalogs die „Blues Heaven Foundation“. Ziel dieser nichtkommerziellen Organisation, die immer noch aktiv ist, ist es, die Tradition des Blues am Leben zu erhalten. Dies geschieht durch Programme wie „Blues-in-the-schools“ und Gründung von Musikschulen.

Willie Dixon wurde am 1. Juli 1915 in Vicksburg, Mississippi, geboren. In seiner frühen Jugend sang er zusammen mit den „Union Jubilee Singers“, einem Gospelquartett, das eine eigene Radiostation in Vicksburg betrieb. Bevor er Profi-Musiker wurde, begann er eine Karriere als Boxer. Unter anderem war er einer der Sparringspartner von Joe Louis. Nach Streitigkeiten mit seinem Manager über finanzielle Angelegenheiten beendete er diese Episode.

Kurze Zeit später startete er seine Karriere als Musiker. 1939 begann er Bass zu spielen und mit dem Gitarristen Leonard „Baby Doo“ Caston gründete er die Band „Five Breezes“. Sie spielten in den Clubs von Chicago und nahmen eine Platte auf, bis Dixon im Jahre 1941 verhaftet wurde, weil er sich weigerte, in der US-Armee zu dienen.

Nachdem Dixon seine Strafe abgesessen hatte, formierte er eine neue Gruppe, die „Four Jumps Of Jive“. 1945 kehrte Caston nach Chicago zurück und erneuerte seine musikalische Partnerschaft mit Dixon. Die beiden gründeten „The Big Three Trio“ mit dem Gitarristen Bernardo Dennis. Sie erhielten einen Plattenvertrag und blieben bis 1952 aktiv.

Schon als er noch mit dem „Big Three Trio“ spielte, jammte Dixon bereits mit Muddy Waters und anderen Bluesmusikern in den Clubs der South Side von Chicago. Während einer Session in der „Macomba Lounge“ traf er Phil und Leonard Chess, die Besitzer des Clubs. Die Chess-Brüder hatten gerade die Plattenfirma „Chess Records“ gegründet und boten Dixon einen Teilzeit-Job als Komponist und Arrangeur an. Er akzeptierte, und nachdem das „Big Three Trio“ auseinanderbrach, nahm Dixon einen Vollzeit-Job bei Chess an.

Dixon schrieb einige Songs für Eddie Boyd und veröffentlichte sogar einige Tracks unter seinem eigenen Namen. Es war das Jahr 1954, als Muddy Waters Dixons „Hoochie Coochie Man“, Howlin’ Wolf „Evil“ und Little Walter & His Jukes „Mellow Down Easy“ aufnahmen, das Dixons legendären Ruf in der Chicagoer Bluesszene begründete. Dixon arbeitete auch als Session-Musiker; er spielte Bass in der Chess-Hausband und nahm unter anderem mit Muddy Waters, Chuck Berry, Bo Diddley, Little Walter und Jimmy Witherspoon Platten auf. Aber es war sein Talent als Komponist und Arrangeur, das ihn berühmt machte. Er schrieb Blues-Standards wie „The Seventh Son“, „Wang Dang Doodle“ und „You Can’t Judge A Book By Its Cover“, die von zahlreichen Blueskünstlern gecovert wurden. Dixon verfolgte zwar weiterhin seine Solokarriere, hatte dabei aber nie den gleichen Erfolg wie mit seiner Tätigkeit als Komponist.

Dixons Zusamenarbeit mit Chess wurde 1957 kurz unterbrochen, als er bei „Cobra Records“ einstieg. Während der zweijährigen Existenz dieses Labels arbeitete er mit Magic Sam, Otis Rush und Buddy Guy zusammen, den drei Gitarristen, die den West Side Sound des Chicago Blues in den späten 50er und 60er Jahren schufen. Als Cobra in Konkurs ging, kehrte Dixon zu Chess zurück und blieb dort fast die ganzen 60er über. Während dieser Zeit gastierten er und andere Bluesmusiker mit dem „American Folk Blues Festival“ in Europa und gründete die „Chicago Blues All-Stars“, seine Tournee- und Aufnahmeband.

In den 70er Jahren veröffentlichte er regelmäßig Platten und tourte mit seiner Band. In den 80er Jahren arbeitete er unter anderem als Komponist für Filmmusik. 1980 wurde er in die „Blues Foundation’s Hall Of Fame“ aufgenommen. 1989 veröffentlichte er seine Autobiographie „I Am The Blues“. 1990 zwang ihn seine angegriffene Gesundheit dazu, nur noch selten mit den „Chicago Blues All-Stars“ aufzutreten. Er blieb aber mit seiner „Blues Heaven Foundation“ aktiv.

Am 29. Januar 1992 starb Willie Dixon an Herzversagen.