Biographie - Leadbelly
Hudson "Huddie" Leadbetter alias "Leadbelly" wurde wahrscheinlich am 21. Januar 1885 bei Mooringsport, Louisiana, als Kind ehemaliger Sklaven geboren. Mitte der 20er Jahre schloß er sich als "König der 12-saitigen Gitarre" dem blinden Sänger Blind Lemon Jefferson an, der damals zusammen mit den Bluesmusikern Josh White, Lightnin' Hopkins und T.Bone Walker durch den Süden der USA zog.

Von großer, kräftiger Statur, war Leadbelly ein unverbesserlicher Schürzenjäger und Raufbold, der auch schon mal zum Colt griff. 1917 tötete er während einer Auseinandersetzung wegen einer Frau einen Rivalen und wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Dort spielte er vor den Mithäftlingen seine zwölfsaitige Gitarre mit voller Wucht, mit schwerer Betonung der Bässe in einem Stil, der die Folksänger der sechziger Jahre stark beeinflußte.

Leadbelly war eigentlich kein Bluesman, sondern eher ein Geschichtenerzähler, dessen umfangreiches Repertoire vom Wiegenlied bis zum Cowboysong reichte, einschließlich des Blues. Er interpretierte diesen mit seiner speziellen Gitarrentechnik und schuf so eine neue Variante des Texas-Blues, die allerdings bei den Schwarzen keinen Anklang fand.

Als die beiden Musikforscher John und Alan Lomax die Region auf der Suche nach Folkmusikern für die Library of Congress durchforsteten, machte man sie auf Leadbelly aufmerksam. Es gelang ihnen, Leadbelly freizubekommen und nach New York mitzunehmen. Dort wurde er zuerst Lomax' Chauffeur und durfte 1934 als erster Schwarzer vor einem weißen Nordstaatenpublikum auftreten. Leadbelly war nun dank seines vielseitigen Repertoires zum Mittelpunkt der Folkloreszene im New Yorker Greenwich Village geworden und eroberte neben Woodie Guthrie und Pete Seeger das weiße Publikum.

Nach dem Krieg machte er eine Tournee durch Frankreich. Sein kurzer Aufenthalt dort hat sicherlich den Weg bereitet für weitere Reisen von Bluesmusikern nach Europa. Leadbelly starb am 6. Dezember 1949 in New York an Muskelschwund.

Die von Pete Seeger initiierte Folk-Gruppe "The Weavers" ersang sich mit Leadbellys Walzerkomposition "Goodnight Irene" im Jahre 1954 einen nationalen Hit. Sechs Jahre später konnte der englische Skiffle-Musiker Lonnie Donegan mit dem Leadbelly-Titel "Rock Island Line" einen Bestseller landen.